Bibtex

@InCollection{,
  Year    = "2019", 
  Title    = "IT-Controlling (IV-Controlling, IS-Controlling)", 
  Author    = "Strecker, Prof. Dr. Stefan", 
  Booktitle    = "Gronau, Norbert ; Becker, Jörg ; Kliewer, Natalia ; Leimeister, Jan Marco ; Overhage, Sven (Herausgeber): Enzyklopädie der Wirtschaftsinformatik – Online-Lexikon",
  Publisher    = "Berlin : GITO",
  Url    = "https://wi-lex.de/index.php/lexikon/informations-daten-und-wissensmanagement/informationsmanagement/informationsmanagement-aufgaben-des/it-controlling-iv-controlling-is-controlling/", 
  Note    = "[Online; Stand 18. April 2024]",
}

IT-Controlling (IV-Controlling, IS-Controlling)

Stefan Strecker


IT-Controlling bezeichnet eine betriebliche Führungs- und Führungsunterstützungsfunktion, die insbesondere durch Führungskräfte im Informationsmanagement (z. B. Chief Information Officer) vollzogen wird. IT-Controller/-innen sind Inhaber dedizierter Stellen, die für die Führung und das Informationsmanagement Aufgaben erbringen und verantworten.

Reichweite und Gegenstand des IT-Controllings

„Die organisatorische Einbindung des Controllers in den strategischen und operativen Führungsprozess ist durch eine klare Aufgabenteilung gekennzeichnet: Der Manager hat Entscheidungsverantwortung, der Controller verantwortet die Informationsversorgung und das Steuerungssystem selbst. Wie jedes Controlling ergibt sich auch das IT-Controlling aus dem Zusammenwirken von Manager und Controller. Inwieweit eine funktionale Spezialisierung im Controllerdienst im Sinne eines IT-Controllings zweckmäßig ist, hängt stark von der Größe und Komplexität des Unternehmens ab.“ [Horváth, Rieg 2001, S. 10]

IT-Controlling umfaßt das Controlling der Informationstechnik (IT), der (betrieblichen) Informationssysteme (IS) und der (vornehmlich rechnergestützten) Informationsverarbeitung (IV) im Unternehmen sowie der korrespondierenden Führungsprozesse der Ressource Information. Es weist fachliche und organisatorische Schnittstellen zu Informationsmanagement, Controlling, Linienmanagement und Unternehmensführung auf und ist funktions- und bereichsübergreifend ausgerichtet [Krcmar 2005, S. 420 ff., Horváth 2006, S. 689 ff., Reichmann 2001, S. 675 ff.].

Vorliegende Vorschläge zur Ausgestaltung des IT-Controllings setzen unterschiedliche Schwerpunkte hinsichtlich zentraler Steuerungsobjekte, Ziele, Aufgabenfelder, und Instrumente (vgl. u. a. [Krcmar 2005, Kütz 2005, Wall 2006, Kargl, Kütz 2007]). Die Vielfalt in der unternehmerischen Praxis nachzuweisender Ausrichtungen des IT-Controllings spiegeln die empirischen Untersuchungen von [Gadatsch, Juszczak, Kütz 2007], [Becker, Fischer, Mika 2006] und [Egle, Weibel 2007] bzw. [Egle, Weibel, Myrach 2008] wider.

Steuerungsobjekte des IT-Controllings

Zentrale Steuerungsobjekte (Controlling-Objekte) leiten sich aus der Querschnittsfunktion des IT-Controllings ab. Aus dem Informationsmanagement abgeleitete Steuerungsobjekte sind u. a. IT-Projekte, IT-Systeme, IT-Services, IT-Standards, IT-Organisation und IT-Personal. Aus dem Controlling abgeleitete Steuerungsobjekte umfassen u. a. Erfolgs- bzw. Wertbeitrag der IT, IT-Budget, IT-Kosten, IT-Leistungen, IT-Risiken und -Chancen. Aus der Führung abgeleitete Steuerungsobjekte sind vorrangig IT-gestützte Geschäftsprozesse, IT-Ziele, IT-Strategie und IT-Governance.

Ziele des IT-Controllings

Formalziele des IT-Controllings in Bezug auf Controlling-Objekte sind (die Sicherstellung von) Effektivität (Wirksamkeit in Bezug auf definierte Zielvorstellungen) und Effizienz (Wirtschaftlichkeit in Bezug auf definierte Zielvorstellungen). Korrespondierend ergibt sich das Ziel der Verankerung einer ausgeprägten Zielorientierung, d. h. auf die verbindliche Festlegung von IT-Zielen durch die Führung hinzuwirken, Zieltransparenz sicherzustellen sowie etablierte Ziele zu hinterfragen und zu relativieren (vgl. zu Controllingzielen [Kargl, Kütz 2007]). Inhaltliche Sachziele des IT-Controllings in Bezug auf Controlling-Objekte sind Qualität, Funktionalität und Termineinhaltung [Krcmar 2005, S. 420-421] sowie (System-)Integration. Allgemeine Controllingziele sind die Schaffung von Strategie-, Ergebnis-, Finanz- und Prozesstransparenz über den IT-Einsatz und IT-Investitionen (bspw. durch den Einsatz von Unternehmensmodellen).

Aufgabenfelder des IT-Controllings

Zentrale Aufgaben ergeben sich aus der Koordinationsfunktion des IT-Controllings [Horváth 2006, S. 689].  Ergänzend werden dem IT-Controlling – je nach zu Grunde liegender Auffassung des (IT-)Controllings und Informationsmanagements – eine Moderatorenfunktion, Planungsfunktion, Steuerungsfunktion, Überwachungs- und Kontrollfunktion, Informationsversorgungs- und Entscheidungsvorbereitungsfunktion zugesprochen.

Das IT-Controlling umfaßt operative, administrative und strategische Aufgaben [Reichmann 2001, S. 676], u. a.

  • die Sicherstellung der wechselseitigen Abstimmung der Unternehmensziele mit IT-Zielen und der Unternehmens- bzw. Geschäftsfeldstrategie mit der IT-Strategie [Horváth, Rieg 2001, S. 9-10] (strategische Aufgaben),

  • die Koordination der Planungs-, Steuerungs-, Kontroll- und Informationsaufgaben der Informationswirtschaft [Reichmann 2001, S. 676, Krcmar 2005, S. 422] (administrative Aufgaben), sowie

  • Wirtschaftlichkeitsbeurteilung von IT-Investitionen und IT-Einsatz [Schumann 1993], Verrechung von IT-Kosten und IT-Leistungen [Kargl, Kütz 2007, S. 79], Erstellung des IT-Budgets [Horváth 2006, S. 695 ff.], IT-Berichtswesen und IT-Kennzahlen- bzw. IT-Frühwarnsysteme [Kütz 2007] (operative Aufgaben).

Instrumente des IT-Controllings

In der Praxis des IT-Controllings kommt eine breite Palette an Verfahren und Techniken zum Einsatz (vgl. dazu u. a. [Nagel 1990, Reichmann 2001, S. 677 ff., Kütz 2005, S. 97, Horváth 2006, S. 707]). Gängige dedizierte Instrumente sind u. a. erweiterte Kostenartenrechnungen (z. B. Total-Cost-of-Ownership-Ansätze [Kütz 2005, S. 119]), erweiterte Wirtschaftlichkeitsrechnungen (z. B. Konzept der erweiterten Wirtschaftlichkeit [Picot, Reichwald, Wigand 2003, S. 569 ff.], IT-Kennzahlensysteme (z. B. IT-Scorecards [Graeser, Willcocks, Pisanias 1998]) und Vergleichsrechnungen (z. B. IT-Benchmarking [Kütz 2005, S. 56]).

IT-Controlling im englischen Sprachraum

Auffällig ist die terminologisch und inhaltlich deutlich von dem im deutschsprachigen Raum verbreiteten IT-Controlling abweichende Behandlung der Thematik im englischen Sprachraum. Der Begriff „IT controlling“, obgleich angelsächsischen Ursprungs, ist in diesem Sprachraum nicht etabliert. Fragestellungen des IT-Controllings werden dort u. a. unter „IT performance management“, „IT performance measurement“ [Strecker 2008], „IT/IS evaluation“ [Irani, Love 2001] behandelt und neben der Schwesterdisziplin „Information Systems (Research)“ auch in der Disziplin „Management Accounting“ (z. B. in der Zeitschrift „International Journal of Accounting Information Systems“, Elsevier) untersucht.


Literatur

Becker, Wolfgang ; Fischer, Stefan ; Mika, Sascha: Implementierungsstand des IT-Controlling : Ergebnisbericht einer empirischen Untersuchung. In: Bamberger Betriebswirtschaftliche Beiträge, Bd. 144, Bamberg, Universität, 2006.

Egle, Ulrich ; Weibel, David: IT-Kosten bei Schweizer Unternehmen : Eine empirische Studie. Arbeitsberichte des Instituts für Wirtschaftsinformatik, Nr. 195, Bern, Universität, 2007.

Egle, Ulrich ; Weibel, David ; Myrach, Thomas: Ziele und erfasste Kosten im IT-Kostenmanagement : Eine empirische Untersuchung. In: Bichler, M.; Hess, Th.; Krcmar, H.; Lechner, U.; Matthes, F.; Picot, A.; Speitkamp, B.; Wolf, P. (Hrsg.): Multikonferenz Wirtschaftsinformatik 2008. Berlin : GITO, 2008, S. 939-950.

Gadatsch, Andreas ; Juszczak, Jens ; Kütz, Martin: Ergebnisse der 2. Umfrage zum Stand des IT-Controlling im deutschsprachigen Raum. Sankt Augustin, Fachhochschule Bonn-Rhein-Sieg, 2007.

Graeser, Valerie ; Willcocks, Leslie ; Pisanias, Nikolaos: Developing the IT Scorecard : A Detailed Route Map to IT Evaluation and Performance Measurement Through the Investment Life-Cycle. London : Business Intelligence, 1998.

Horváth, Péter ; Rieg, Robert: Grundlagen des strategischen IT-Controllings. In: HMD – Praxis der Wirtschaftsinformatik 217 (2001), S. 9-17.

Horváth, Péter: Controlling. 10., vollst. überarb. Aufl. München : Vahlen, 2006.

Irani, Zahir ; Love, Peter E. D.: Information systems evaluation : past, present and future. In: European Journal of Information Systems 10 (2001), Nr. 4, S. 183-188.

Kargl, Herbert ; Kütz, Martin: IV-Controlling. 5., vollst. überarb. u. erw. Aufl. München : Oldenbourg, 2007.

Krcmar, Helmut: Informationsmanagement. 4., überarb. und erw. Aufl. Berlin : Springer, 2005.

Kütz, Martin: IT-Controlling für die Praxis : Konzeption und Methoden. Heidelberg : dpunkt, 2005.

Kütz, Martin: Kennzahlen in der IT : Werkzeuge für Controlling und Management. 2., überarb. und erw. Aufl. Heidelberg : dpunkt, 2007.

Nagel, Kurt: Nutzen der Informationsverarbeitung : Methoden zur Bewertung von strategischen Wettbewerbsvorteilen, Produktivitätsverbesserungen und Kosteneinsparungen. 2., überarb. u. erw. Aufl. München : Oldenbourg 1990.

Picot, Arnold ; Reichwald, Ralf ; Wigand, Rolf T.: Die grenzenlose Unternehmung : Information, Organisation und Management – Lehrbuch zur Unternehmensführung im Informationszeitalter. 5. Auflage. Wiesbaden : Gabler, 2003.

Reichmann, Thomas: Controlling mit Kennzahlen und Managementberichten : Grundlagen einer systemgestützten Controlling-Konzeption. 6. Auflage. München : Vahlen, 2001.

Schumann, Matthias: Wirtschaftlichkeitsbeurteilung für IV-Systeme. In: WIRTSCHAFTSINFORMATIK 35 (1993), Nr. 2, S. 167 – 178.

Strecker, Stefan: IT-Performance-Management : Zum gegenwärtigen Stand der Diskussion. Erscheint in: Controlling 20 (2008), Nr. 10.

Wall, Friederike: Informationsmanagement. München : Vahlen, 2006

 

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