Bibtex

@InCollection{,
  Year    = "2019", 
  Title    = "Lebenslanges Lernen", 
  Author    = "Robra-Bissantz, Prof. Dr. Susanne", 
  Booktitle    = "Gronau, Norbert ; Becker, Jörg ; Kliewer, Natalia ; Leimeister, Jan Marco ; Overhage, Sven (Herausgeber): Enzyklopädie der Wirtschaftsinformatik – Online-Lexikon",
  Publisher    = "Berlin : GITO",
  Url    = "https://wi-lex.de/index.php/lexikon/informations-daten-und-wissensmanagement/wissensmanagement/lernprozesse/lebenslanges-lernen/", 
  Note    = "[Online; Stand 24. April 2024]",
}

Lebenslanges Lernen

Susanne Robra-Bissantz


Lebenslanges Lernen bezeichnet das Lernen während des gesamten Lebens. Von seiner Ausrichtung wandelt es sich von formaler Bildung hin zu informellen und sozialen Ansätzen, die zunehmend mit Informationstechnologien unterstützt werden.

Lebenslanges Lernen ist Lernen während des gesamten Lebens, das der Verbesserung von Wissen, Qualifikationen und Kompetenzen dient und persönliche, bürgergesellschaftliche, soziale bzw. beschäftigungsbezogene Ziele verfolgt.

Die Wurzeln des lebenslangen Lernens finden sich in den 60er Jahren, als die Pädagogik das Konzept der Entschulung (der Bildung außerhalb des Schulsystems) entwarf und der Europarat eine Vision der Education permanente entwickelte – eines Lernprozesses, der sich über die verschiedenen Lebensphasen eines Menschen hinzieht. Das lebenslange Lernen wurde in den folgenden Jahren von verschiedenen Organisationen mit verschiedenen Schwerpunkten verfolgt: die Unesco verfolgt insbesondere die Demokratiebildung, die OECD die Persönlichkeitsentwicklung und den Zutritt zum formalen Bildungswesen für alle sozialen Schichten. Die Europäische Union stellt vor allem die Aus- und Weiterbildung im Sinne der Sicherung der Wirtschaftsfähigkeit in den Vordergrund.

Grenzen der formalen Bildung

In den 90er Jahren schlagen sich dabei die Bemühungen vor allem in bildungspolitischen Aktivitäten wie der Entwicklung des Bildungssystems im Elementarsystem und in der beruflichen Weiterbildung nieder. Parallel sehen Unternehmen Wissen als Produktionsfaktor und investieren in Mitarbeiterqualifikation und Corporate Universities zum innerbetrieblichen Wissensmanagement und zur Weiterbildung.

In den letzten Jahren zeigen sich die Grenzen der eher formalen oder organisierten Bildung. Begründet wird dies vor allem mit der mangelnden Bereitschaft der Menschen, an Weiterbildungsveranstaltungen teilzunehmen. Aus Sicht des BMBF wird daher ein informelles Lernen, außerhalb organisierter Curricula und Bildungsinstitutionen immer wichtiger [Dohmen 2001].

Die Grundlage zur Förderung des Lebenslangen Lernens Erwachsener bietet die Andragogik, die Wissenschaft zur lebenslangen Bildung Erwachsener. Sie hebt hervor, dass ein Erwachsener im Vergleich zum Kind über eine stärkere innere Motivation verfügt und selbstverantwortlich über seine Wissensbedarfe, häufig aus lebensnahen Problemstellungen, entscheidet. Im Lernprozess selbst lernt er häufig aus dem Austausch von Erfahrungen, steuert seinen Fortschritt selbst und setzt seine Lernziele eigenständig um [Knowles 2007].

Vom formalen zum informellen Lernen

In Zukunft wandelt sich das Lebenslange Lernen daher vom formalen zu informellen Lernen, es findet weniger in beruflichen Zusammenhängen als im Alltag und der Freizeit statt. Wichtig ist dabei neben dem Faktenwissen und dem Qualifikationserwerb vor allem der Erwerb von Kompetenzen zur Lösung von Problemen. Lebenslanges Lernen erfolgt weniger über Instruktion und außengesteuert als selbstgesteuert durch den Lernenden. Dieser plant jedoch sein Lernen nicht immer, sondern trifft, z. B. in alltäglichen Situationen, eher inzidentell auf Inhalte, die ihn interessieren. Er lernt nicht auf Vorrat, sondern ad hoc, sobald er Informationen benötigt. Zunehmend wichtig wird dabei das soziale Lernen, bei welchem der Lernende Inhalte in seinen sozialen Gruppen, aus Gesprächen und Erfahrungsaustausch, aufnimmt.

Die grundsätzliche Notwendigkeit des lebenslangen Lernens erklärt sich aus der steigenden Geschwindigkeit, mit der tradierte Wege, etwas zu tun oder Entscheidungen zu fällen, obsolet werden. Der Mensch ist in einer solchen Gesellschaft gezwungen, zu lernen, um laufend mit neuen Gegebenheiten zurecht zu kommen [Geißler 2001].

Lebenslanges Lernen und neue Technologien stehen dabei in einer wechselseitigen Beziehung. Die Geschwindigkeit des gesellschaftlichen Wandels ist häufig auf den technischen Fortschritt zurück zu führen, umgekehrt benötigen insbesondere die genannten neue Formen des Lebenslangen Lernens neue Technologien, die Lernprozesse beschleunigen, flexibilisieren und individualisieren sowie in aktuelle, lebensnahe oder soziale Kontexte (Mobile Learning) stellen [Straub 2006].


Literatur

BMBF: Lebenslanges Lernen, http://www.bmbf.de/de/411.php.

Ballod, Matthias: Informationsökonomie – Informationsdidaktik. Bielefeld,r 2007.

Dohmen, G.: Das informelle Lernen. Die internationale Erschließung einerr bisher vernachlässigten Grundform menschlichen Lernens für das lebenslange Lernen aller. BMBF (Hrsg.). Bonn,r 2001.

Geißler, Kh. A.: Vom Tempo der Welt. Wiesbaden, 2001.

Knowles, Malcom S.: Lebenslangesr Lernen, 6. Auflage. München, 2007.

Straub, R.: Competing in a “flat” world: Innovation and openness for lifelong learning. EFMD Forumr SUMMER 2006, http://www.elearningeuropa.info/files/media/media9998.pdf.

 

Hier weiterverbreiten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert