Bibtex

@InCollection{,
  Year    = "2019", 
  Title    = "Virtuelle Ausbildung", 
  Author    = "", 
  Booktitle    = "Gronau, Norbert ; Becker, Jörg ; Kliewer, Natalia ; Leimeister, Jan Marco ; Overhage, Sven (Herausgeber): Enzyklopädie der Wirtschaftsinformatik – Online-Lexikon",
  Publisher    = "Berlin : GITO",
  Url    = "https://wi-lex.de/index.php/lexikon/uebergreifender-teil/ausbildungsformen/virtuelle-ausbildung/", 
  Note    = "[Online; Stand 20. April 2024]",
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Virtuelle Ausbildung

Heimo Adelsberger


Unter Virtueller Ausbildung versteht man eine Unterrichtsorganisationsform, bei der für die Lehrenden und Studierenden die normalerweise vorhandene Einheit von Raum und/oder Zeit aufgehoben ist.

Charakteristisch für Virtuelle Ausbildung ist, dass die bei der Lehre normalerweise gegebene Einheit von Raum und Zeit  aufgehoben ist, etwa wenn der Vortrag eines Dozenten per Videokonferenz übertragen oder aufgezeichnet und den Lernenden als Download zur Verfügung gestellt wird. Grundsätzlich spielt das Internet bei der Virtuellen Ausbildung als das Basisübertragungsmedium eine dominante Rolle. Virtuelle Ausbildung kann als Gegenstück zur Präsenzlehre gesehen werden (siehe aber auch Blended Learning). Virtuelle Ausbildung war anfänglich eine Domäne der Hochschulausbildung (Virtuelle Universität), hat aber auch allgemein zunehmend an Bedeutung gewonnen: so werden immer mehr Ausbildungen per Internet angeboten oder Teilkomponenten von Ausbildungsprozessen durch internetgestützte Lernumgebungen angereichert.

Virtuelle Kurse und virtuelle Studiengänge

Virtuelle Kurse (oft auch Online-Kurse genannt) werden meist über das Internet gehalten; die für eine normale Lehrveranstaltung typische face-to-face Situation ist nicht gegeben (keine klassische Hörsaal-Situation). Dennoch bleiben die meisten Aspekte der klassischen Lehrsituation erhalten: Kurse haben einen vorgegebenen Zeitplan und eine entsprechende Strukturierung; Studierende erhalten Studienmaterial; Studierende sollen Leistungen erbringen; die Leistung wird evaluiert; die Studenten werden (tutoriell) betreut; Dozenten halten Sprechstunden (z.B. per Videokonferenz oder im Chatroom).

Virtuelle Studiengänge

Virtuelle Studiengänge sind Studiengänge, bei denen alle (oder der größte Teil der) Kurse virtuelle Kurse sind. Bekannte virtuelle Studiengänge für das Fach Wirtschaftsinformatik sind (Stand 2012):

Verwendete Technologien

Virtuelle Kurse werden kaum noch als statische Dokumente in reiner Textform (RTF, Doc, PDF-Format, Präsentationsfolien) angeboten. In  Hypertext-Dokumenten müssen Lerner die Lehrinhalte nicht zwangsläufig sukzessive abarbeiten, sondern können den Lernweg selbst gestalten. Hier sind auch Verknüpfungen zu externen Ressourcen (Links), die Einbindung weiterer Medienformen (z.B. Video-on-Demand) und letztlich sogar das Anbieten von Prüfungssituationen mit sofortiger (automatischer) Evaluierung möglich. Durch den Einsatz von weiteren Technologien, wie Foren, Bildtelefonie und Chat, ist auch eine synchrone bzw. asynchrone Kommunikation zu den Mitlernern (Gruppenlernen) und Lehrkräften (Lernbegleitung durch Tutoren, Professoren, Autoren) umsetzbar.

Die Verknüpfung der verschiedenen Bestandteile und die Organisation der Lernsituation übernimmt ein „Lern Management System“ (LMS); prominenteste Vertreter sind „Moodle“ (http://moodle.org;  Opensource) und Blackboard/WebCT (http://www.blackboard.com). Standards spielen hierbei eine große Rolle (E-Learning Standards), siehe [Ehlers, Pawlowski 2006].

Die Variationsbreite für den Einsatz unterschiedlicher Lehrmethoden und Ressourcen und die konsequente Nutzung der Faktoren Zeit- und Ortsunabhängigkeit stellen Anbieter und Entwickler von Virtuellen Kursen jedoch auch vor besondere Herausforderungen. Das betrifft etwa Kompatibilitätsprobleme zwischen Produkten unterschiedlicher Anbieter oder die Organisation von Lernsituationen und dem Lerndesign bei der  „Verteilung“ von Lernern quer über den Globus. Probleme sind: unterschiedliche Zeitzonen bei Gruppenarbeit, unterschiedliche Kulturen und Weltanschauungen, unterschiedliche Infrastruktur und Vorkenntnisse etc. [Richter, Pawlowski & Lutze, 2008]). Eine besondere Herausforderung ist es, in der Virtuellen Ausbildung über die reine Wissensvermittlung hinauszugehen und Kompetenzen zu vermitteln. Obgleich dies als nicht machbar angesehen wurde, zeigen neueste Forschungsergebnisse, dass es bei sorgfältiger didaktischer Planung möglich ist, siehe [Schneckenberg, Ehlers, Adelsberger 2011].


Literatur

Adelsberger, Heimo H. ; Körner, Frank; Ferstl, Otto K. ; Friedrich, Silvia ; Schmitz, Klaus: Der Virtuelle Weiterbildungsstudiengang Wirtschaftsinformatik (VAWi) – Konzepte und Erfahrungen. In: Tagungsband der Teilkonferenz E-Learning, im Rahmen der Multi-Konferenz Wirtschaftsinformatik (MKWi02), Nürnberg, 2002, S. 35-52.

Ehlers, Ulf ; Pawlowski Jan M.: Handbook on Quality and Standardisation in E-Learning. Berlin : Springer, 2008.

Kurbel, Karl: A Virtual University Providing an Online Master Program in a Public-Private Partnership: Challenges and Solutions. In: Khosrow-Pour, Mehdi (Hrsg.), Emerging Trends and Challenges in Information Technology Management,Proceedings of 2006 IRMA International Conference, Washington, DC, 21.-24. Mai, Hershey, PA: Idea Group Publishing, 2006, S. 156-159.

Richter, Thomas ; Pawlowski, Jan M.;Lutze, Maxie: Adapting E_Learning situations for international reuse. In: Sudweeks Fay; Hrachovec, Herbert; Ess, Charles (Hrsg.): CATaC08 Proceedings (Nîmes, Frankreich): Cultural Attitudes towards Technology and Communication, 2008, S. 713-725.

Schneckenberg, Dirk; Ehlers, Ulf; Adelsberger, HeimoH.: Web 2.0 and competence-oriented design of learning-Potentials and implications for higher education. In: British Journal of Educational Technology, (42), 2011.

Schumann, Matthias ; Hess, Thomas ; Hagenhoff, Svenja: Vernetzte Universitäten – Idee und erste Erfahrungen. In: Wissenschaftsmanagement (2000), Nr. 2, S. 30-34.

 

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